Im Bereich BDSM hört und liest man immer wieder von Verträgen, die Top und Bottom schließen. Ich möchte an dieser Stelle ein paar Worte darüber verlieren:
Verträge sollen dazu dienen die Rechte und Pflichten von Top und Bottom zu regeln. Meist wird hier festgehalten, welche täglichen Pflichten zu erfüllen sind, worauf Top Zugriff hat oder welche Grenzen es gibt.
Ich selbst hatte auch schon den ein oder anderen Sklavenvertrag, der diverse Dinge geregelt hat. Der Vorteil ist, dass man bei Unstimmigkeiten nachlesen kann, was festgehalten wurde. Außerdem bekommen schriftlich festgehaltene Dinge eine andere Wichtigkeit und Gültigkeit.
Wichtig ist jedoch zu wissen, dass solche Verträge keine Rechtsverbindlichkeit haben. Das gilt ebenso für sexuelle Handlungen, für die der Bottom sein Einverständnis gegeben hat, wie für Zugriffsrechte auf Konten oder Ähnliches. Niemand kann sein Recht auf Selbstbestimmung mit solch einem Vertrag abtreten. Dies würde heißen, seine Grundrechte aufzugeben und das ist schlicht per Vertrag nicht möglich.
Wem also sein Herr erzählen will, dass er per Vertrag das volle Verfügungsrecht hat, und zwar über die Person und über alles was mit deren Leben zu tun hat, der sollte wissen, dass ihm hier entweder Unwissenheit gegenübersteht oder ein Bär aufgebunden werden soll.
Alles was mit körperlicher Züchtigung als Spielart zu tun hat, ist von Rechtswegen Körperverletzung. Auch ein Vertrag, in dem diese ausdrücklich erlaubt wird, ist hier nicht rechtsverbindlich. Im Zweifelsfall ist und bleibt es Körperverletzung.
Ich will hier niemanden das Aufsetzen und Unterzeichnen eines Sklavenvertrages madig machen. Ich finde, es kann eine sehr schöne Möglichkeit sein, um seine Zugehörigkeit festzuhalten. Wichtig finde ich dagegen schon, dass man mit dem richtigen Maß an Realität an diese Verträge herangeht. Es sollte jedem klar sein, wie verbindlich solch ein Vertrag ist. Und von Rechtswegen ist er das in keinem Fall.
Sicherlich könnte man sich darüber streiten, ob im Zweifelsfall ein solcher Vertrag zugunsten des Tops spricht. Verlassen würde ich mich nicht darauf.
Fazit: Für Bottoms ist ein Vertrag niemals bindend.
Für Tops ist ein Vertrag keine Rechtfertigung, sollte es Hart auf Hart kommen.
In diesem Zusammenhang noch eine Filmempfehlung: SM-Richter, ein Film nach einer wahren Begebenheit. Erhältlich bei Amazon.
Für alle, die einen Vertrag abschließen wollen und nicht so recht wissen, wie sie anfangen sollen habe ich nachfolgend ein Musterbeispiel. Dieses ist ausdrücklich nur ein Beispiel und recht gemäßigt gehalten. Der Vertrag sollte nach den individuellen Bedürfnissen angepasst werden.
MUSTERVERTRAG
Dieser Vertrag wird geschlossen zwischen _____________________________ (künftig Sklavin genannt) und _____________________________ (künftig Herr genannt).
Dieser Vertrag wird von beiden Partnern freiwillig akzeptiert. Beide Vertragspartner verpflichten sich moralisch die in diesem Vertrag beschlossenen Regeln einzuhalten. Der Vertrag erlischt, sobald eine Vertragspartei von Ihrem Aufhebungsrecht Gebrauch macht. Pflichten der Sklavin 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. Pflichten des Herrn 2. 3. 4. 5. __________________________ _______________________________ Ich habe diesen Vertrag verstanden und akzeptiere den Wunsch meiner Sklavin, mir zu dienen. Ich übernehme die Verantwortung für ihr Wohlergehen, ihre Erziehung und Perfektionierung. Ich erkenne die aus diesem Vertrag erwachsende Verantwortung und werde meine Rechte nicht missbrauchen. __________________________ _______________________________ |